Auszüge aus der Schulchronik der ev. Volksschule Anrath.

Chronik der evangelischen Volksschule zu Anrath. (Lehrer Kipke)

Auszüge

Begonnen mit der Errichtung der Schule am 14. April 1948

Die letzten Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse brachten durch die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien und von Ostvertriebenen in die Gemeinde Anrath ein Anwachsen der evgl. Einwohnerschaft der Gemeinde mit sich. Familien aus Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien fanden in Anrath eine neue Heimat. Durch diese neuen, in der Mehrzahl evangelische Familien, stieg in kurzer Zeit erheblich die Zahl der evgl. Schüler. Es regte sich daher bald der begreifliche Wunsch der evgl. Elterngemeinschaft, ihren Kindern eine eigene evgl. Schule zu schaffen. Die beharrlich geführten Bemühungen führten am 1. April 1948 zu dem gewünschten Erfolg. Mit Genehmigung des Herrn Regierungspräsidenten in Düsseldorf schenkte die Gemeinde Anrath wunschgemäß den evgl. Eltern und Schülern ihre eigene selbstständige evgl. Volksschule. ( 2 Schulräume in der fasst einhundertjährigen Mädchenschule).

Mit Beginn des neuen Schuljahres wurde am 13. April 1948 die evgl. Schule in Anrath feierlich eröffnet. Herr Bürgermeister Krebs, Vertreter der Gemeindeverwaltung, der Geistliche der evgl. Kirche, sowie der Pastor der kathol. Kirche, Herr Rektor Esch von der kathol. Schule und Mitglieder der Schulvertretung waren zur feierlichen Schuleröffnung erschienen. In kurzen Reden wurde die Freude über das gelungene Werk der Errichtung einer neuen evangelischen Schule zum Ausdruck gebracht mit den besten Wünschen für eine gedeihliche und erfolgreiche Arbeit. Herr Rektor Esch von der kathol. Schule übergab die evgl. Schüler, die bisher in der kathol. Schule mitbeschult wurden, dem neuen Lehrer der nunmehr selbstständigen evgl. Schule mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Erziehungsarbeit und ein gutes Zusammenarbeiten beider Schulen und Konfessionen. Die Feierlichkeit wurde beendet mit einem Festgottesdienst in der evgl. Kirche zu dem die gesamte evgl. Elternschaft erschienen war.

Die neue Schule weist folgende Schülerzahlen auf: 1.Schuljahr 11 Knaben und 5 Mädchen, 2.Sj. 15+19, 3.Sj. 17+25, 4.Sj. 13+8, 5.SJ. 8+7, 6.Sj. 6+8, 7.Sj. 10+5. Von den 157 Schülern sind 104 Schüler Flüchtlingskinder.

Der erste Lehrer der neuen Schule ist der Lehrer Alfred Kipke, geb. am 7.1.1903 in Malsen, Kreis Breslau. Auch er ist Vertriebener aus Schlesien und erst aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt. Er übernimmt eine große und schwierige Aufgabe. Er ist der alleinige Lehrer für die 157 Schüler, da zunächst die von der Gemeinde gewünschte 2. Lehrkraft, eine Lehrerin, noch nicht gestellt werden kann. Die Schularbeit wird dadurch noch erschwert, daß die Schüler infolge der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem verlorenen Kriege nur primitiv mit Heften, Büchern und sonstigen Lernmitteln ausgerüstet sind. Die neue Schule selbst verfügt über keinerlei Lehr- und Lernmittel.

Nach den Pfingstferien wird der evgl. Schule Anrath als 2. Lehrkraft die Lehrerin Fräulein Emma Eichler aus Hamburg-Bergedorf von der Regierung Düsseldorf zugewiesen. Frl. Eichler ist gleichfalls Flüchtlingslehrerin aus Ostpreußen. Sie trat am 19.5.1948 ihren Dienst an der Schule an.

Am 1.9.1948 wird der Lehrer Ernst Stryjewski als 3. Lehrkraft an die evgl. Volksschule Anrath überwiesen. Herr Stryjewski ist ebenfalls Ostvertriebener aus Lantow in Pommern Kreis Lauenburg. Die bisher zweiklassige Schule konnte ab 1.9.1948 zur dreiklassigen ausgebaut worden. Die Kinder erhalten nun nicht mehr gekürzten, sondern vollen Unterricht.

Zu Ostern 1949 finden laut Regierungsverfügung keine Schulentlassungen statt, weil der Einschulungsjahrgang 1941 erst im Herbst aufgenommen worden ist und die Schüler somit ihrer 8-jährigen Schulpflicht noch nicht genügt haben (Zu dieser Zeit begann das Schuljahr am 1. April). Es wurden nur die Schüler entlassen die bereits ein 9. Schuljahr die Schule besuchen und diejenigen die bis 30.6.1934 geboren sind. Aus diesem Grunde wurden Ostern 1949 entlassen: 1. Mädchen und 2. Knaben.

Es können bestimmungsgemäß Schüler des 7. Schuljahres ab Ostern 1949 vom Besuch der Volksschule beurlaubt werden, die nach bestandener Aufnahmeprüfung ab Ostern 1949 eine höhere Fach- oder eine Handelsschule besuchen. 2. Knaben machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und bestanden die Aufnahmeprüfung. Sie werden bis zur Beendigung Ihrer Schulpflicht vom Besuch der Volksschule beurlaubt. 2. Weitere Schüler der Mittelstufe bestanden die Aufnahmeprüfung im Gymnasium. Es verließen also zu Ostern 1949 5. Knaben und 2. Mädchen die Schule.

Als Schulneulinge wurden am 1.4.1949 insgesamt 22 Schüler (14M+8J) aufgenommen. Die Schule weist zu Beginn des neuen Schuljahres 179 Schüler auf.

Während der Sommerferien wurden die beiden Klassenräume sowie Flur und Treppe der Schule instandgesetzt. Die Räume, in denen vor der Gründung der Schule Flüchtlinge gewohnt hatten, hatten arg gelitten, sodass eine Renovierung derselben dringend notwendig war. Die Anfertigung neuer Fenster musste zurückgestellt werden, da zurzeit die erforderlichen Geldmittel nicht zur Verfügung stehen.

Hingegen erhielt die Schule als Ersatz für einige schadhafte und alte Schulbänke 12 neue moderne Schultische und 24 Schülerstühle. Ein neuer Reformschrank konnte gleichfalls beschafft werden. Außerdem konnte eine Rechenmaschine und für jede Klasse ein Landkartenständer angeschafft werden.

Am 31.8.1949 unternahm die Schule ihren Schulausflug. Die Mittel- und Oberstufe fuhren gemeinsam. Mit der Eisenbahn ging es zunächst bis Uerdingen. Bei einem Aufenthalt auf den Kaianlagen des Uerdinger Rheindammes hatten die Kinder viele erstmalige neue Eindrücke wie: vorüberziehende Lastkähne, Schleppzüge, Ausladen und Beladen der angelegten Kähne mittels großen Krans, der Fährbetrieb sowie die zerstörte große Rheinbrücke. Sodann erfolgte das Übersetzen mit der Fähre auf das rechte Rheinufer. In 3.-stündigem Fußmarsch wanderten wir auf dem rechten Rheinufer stromaufwärts, immer das Bild des Lastkahn- und Dampferbetriebes auf dem Rheinstrom vor Augen. Das Ziel der Wanderung war Kaiserswerth. Nach einer Besichtigung von Kaiserswerth, insbesondere des Diakonissen-Mutterhauses und der alten Burg, war hier große Rast. Dabei konnte auch die Arbeit eines großen in Tätigkeit befindlichen Rheinbaggers beobachtet werden. Um 16,30Uhr erfolgte dann die Rückfahrt von Kaiserswerth nach Uerdingen auf dem schönen Personendampfers „Frauenlob“. Bei herrlichem Sonnenschein auf dem Wasser wie diese Fahrt das schönste Erlebnis des Tages. Vom Anlegeplatz in Uerdingen führte uns der Weg durch die Promenadenanlagen Uerdingens nach dem Bahnhof Uerdingen, von wo es mit der Eisenbahn wieder nach Anrath ging. Der von herrlichem Wetter begleitete Ausflug hat den Kindern, die zum größten Teil Ostvertriebene sind, viele neue Erlebnisse gebracht, die eine Bereicherung des heimatkundlichen Stoffes der Schule bedeuten.

Die Jahrgänge 1941-1944 sind nicht zu Ostern, sondern erst im Herbst eingeschult worden. Sie wurden also auch im Herbst 1949 -1953 ihrer 8.-jährigen Schulpflicht genügt haben. Infolge Unterbrechung und Ausfall des Unterrichts in der Kriegs- und Nachkriegszeit sind im Bildungsgang dieser Schuljahrgänge Lücken entstanden. Um diese Lücken auszufüllen, hat der Herr Kultusminister in Abänderung des Schulpflichtgesetzes eine Gesetzesvorlage eingereicht, daß für die Jahrgänge 1941-1944 die Schulpflicht um ½ Jahre verlängert wird. Das Gesetz ist in seiner 3. Lesung angenommen worden und auch von der Alliierten Militärregierung genehmigt worden. Es ist somit in Kraft getreten.

Gegen dieses Gesetz der Schulpflichtverlängerung der Jahrgänge 1941-1944 erhebt sich unter der Elternschaft Entrüstung und Protest. Wie in anderen Orten bereits geschehen, fand auch in Anrath am 23.9.1949 eine Protestversammlung der Eltern, deren Kinder von diesem Gesetz betroffen sind, statt. Die Regierung hat Bestimmungen erlassen, nach denen eine vorzeitige Entlassung nicht gestattet, wohl aber eine Beurlaubung dieser Schüler bis zur Schulentlassung möglich ist. Eine Beurlaubung des Schülers ist statthaft bei dringender und schwieriger sozialer und wirtschaftlicher Notlage der Familie, bei Ostvertriebenen, bei Arbeitsinvaliden, bei Kriegswitwen, das Alter, die Leistungen und der Schulbesuch des Schülers sind dabei zu beachten. Beurlaubungsanträge, die lediglich aus rein materiellem Denken gestellt werden, sind abzulehnen.

Als Gemeinschaftsfeierlichkeit von Schule und Elternschaft veranstaltete die Schule eine Weihnachtsfeier. Sie fand am 22.12.1949 nachmittags im großen Saale der Wirtschaft Schmitz (Brauerei) statt. Reigentänze der Unterstufe, das Märchenspiel „Froschkönig“ von der Mittelstufe, und das Weihnachtsspiel „Rübezahl“ von Kindern der Oberstufe gespielt, sowie Gedichte und Lieder von Kindern aller Klassen vorgetragen, lieferten ein reichhaltiges Programm. Von den durch die Kinder selbst gespendeten Gaben verteilte Knecht Ruprecht zum Schluss aus seinem Sack Süßigkeiten an die kleinen vorschulpflichtigen Gäste der Feier. Dankesworte und Anerkennung, von Gästen gesprochen, belohnten die Kinder für ihren zusätzlichen Fleiß und die gelungenen Darbietungen.

Mit Ablauf des Schuljahres am 31.3.1950 wurden 23 Schüler, des Jahrganges 1941, aus der Schule entlassen. Mit einer schlichten Entlassungsfeier wurden die Schüler aus der Schule verabschiedet. Drei weitere Schüler (2+1) des Einschulungsjahrganges 1942 bestanden die Aufnahmeprüfung in die Handelsschule bzw. Haushaltungsschule und werden für das letzte Schuljahr zum Besuch der weiterführenden Schulen vom Besuch der Volksschule beurlaubt. Aus der Mittelstufe (4. Schuljahr) gingen 3 Schüler über in die höhere Schule nach Viersen. Es ist demnach an Ostern 1950 ein Abgang von 29 Schülern zu verzeichnen.

Als Schulneulinge wurden insgesamt 21 Schüler (15+6) aufgenommen. Davon wurden nach der schulärztlichen Untersuchung auf Schultauglichkeit 2 Mädchen vom Schulbesuch noch zurückgestellt. Es ergibt sich somit ein Zugang von 19 Schülern. Zu Beginn des neuen Schuljahres weist die Schule 197 Kinder, davon 132 Flüchtlingskinder, auf.

Wegen der hohen Schülerzahl, die immer um 200 schwankt, wurde schon an Weihnachten die 4. Lehrkraft beantragt und von der Gemeinde auch als Vertreterstelle genehmigt. Die mit Schulbeginn des neuen Schuljahres vom Kreisschulamt zugesagte neue Lehrperson, eine junge Lehrerin trat aber den Dienst nicht an. Die überfüllte Oberklasse, 5-8. Schuljahr, mit einer Schülerzahl von 81 Kindern, kann aber räumlich in einem Klassenraum nicht untergebracht werden. Das 5. Schuljahr mit 35 Schülern wurde daher von der Oberklasse abgezweigt und wird als besondere Klasse von den 3 Lehrkräften unterrichtet. Durch diese notwendige Maßnahme haben aber alle Kinder der Schule den Nachteil, einen gekürzten Unterricht zu erhalten. Mittel- und Oberstufe haben wöchentlich nur 25-27 Unterrichtsstunden.

Am 13. Juni unternahm die Schule ihren diesjährigen Sommerausflug. Alle Klassen waren an diesem Tage auf Wanderung, bzw. Wanderfahrt. Das 1. und 2. Schuljahr unternahm mit seiner Lehrerin eine Halbtagswanderung in den benachbarten Forstwald. Die Mittel- und Oberstufe ging mit 3 großen Omnibussen auf Ganztagesfahrt.

Ostern 1950 war von der Gemeinde die 4. Lehrkraft für die evgl. Volksschule Anrath als Vertretungsstelle genehmigt worden. Am 11.12.1950 wurde der der Schule die Lehrerin Frl. Lieselotte Friedrichs aus Remscheid zugewiesen. Frl. Friedrichs ist Junglehrerin und tritt in Anrath ihren ersten Schuldienst an. Sie übernahm am 11.12.1950 das 5. Schuljahr mit 33 Schülern sowie den Handarbeitsunterricht und Mädchenturnen in der Oberstufe (5.-8. Schuljahr).

Infolge Mangel an Heizmaterial musste die Schule im Anschluß an die Weihnachtsferien vom 9.1. bis 20.1.1951 geschlossen bleiben. Die zurzeit in den Schulen noch vorhandenen Brennstoffmengen mussten auf Anordnung der Kreisbehörde dem Krankenhaus zu Verfügung gestellt werden. Nachdem neue Kohlen in kleinen Mengen beschafft werden konnten, wurde der Schulunterricht am 21.1.1951 wieder aufgenommen.

Am Ende des Schuljahres 1950-1951 wurden insgesamt 19 Schüler (12+7) aus der Schule entlassen. In der Schulentlassungsfeier am 17.3.1951 wurden die Kinder aus der Schule verabschiedet. Mit dem elementaren Rüstzeug der Schule wurden sie dem künftigen Beruf und der Schule und Erziehung des Lebens übergeben. Von den besten Segenswünschen begleitet, die außer in der Ansprache des Schulleiters in Gedichten, Liedern und Sprechchören zum Ausdruck kamen, schieden die Schüler aus den vertrauten Räumen des Schulhauses und der Klassengemeinschaft ihrer Mitschüler. 9 Schüler hatten einen Arbeitsplatz in der heimischen Industrie gewählt, 5 gingen in die Lehre eines handwerklichen Berufes, 1 Schüler besucht die Handelsschule, 1 fand Aufnahme bei der Bundespost, 3 Schüler waren bisher noch ohne einen künftigen Arbeitsplatz.

Drei Schüler der Mittelstufe, 1 Knabe und 2 Mädchen, verließen die Schule um nach Ostern die höhere Schule in Viersen, bzw. Krefeld zu besuchen. Insgesamt wurden 181 Kinder von 4 Lehrkräften unterrichtet.

Es ist somit an Ostern 1951 ein Gesamtabgang von 22 Schülern zu verzeichnen.

Demgegenüber steht die Aufnahme von insgesamt 12 Schulneulingen (8+4).

Mit Wirkung vom 1.4.1951 wurde die Schulamtsanwärterin Frl. Friedrichs, in ihren Heimatort Remscheid versetzt. Eine Ersatzkraft erhielt die Schule nicht.

Am 12.7.51 unternahmen die Klassen 6-8 ihren diesjährigen Schulausflug. Er führte mit Besichtigungen über Köln und Bonn in die franz. Zone zum Laacher See, durch die Vulkaneifel nach Daun zu den Maaren und über den Nürburgring zurück durch das Ahrtal nach Hause.

Die Mittelstufe fuhr am 20.7.1951 über Köln ins Siebengebirge zum Drachenfels. Die erste Klasse unternahm eine Fußwanderung nach Forstwald.

Nachdem die vierte Lehrstelle weiter unbesetzt war, meldete sich am 13.7. 1951 der Schulamtsanwärter Emil Agthe, zum Dienstantritt. Herr Agthe, geboren in Bochum und wohnt in Essen. Er evakuierte, nachdem die elterliche Wohnung in Essen während des Krieges ausgebombt wurde, nach Thüringen. Nach Ablegung der 1. und 2. Lehrerprüfung und Ableistung von 4 Dienstjahren in Thüringen, kehrte er wieder zurück ins Rheinland. Zur Anerkennung seines Lehrberufes in der Westzone legte er nach einem Semester an der Hochschule für Lehrerbildung in Bielefeld noch einmal die 1. Lehrerprüfung für die Westzone ab. Herr Agthe übernahm am 16.7.1951 die Klasse 5. und 6. Schuljahr mit 58 Kindern.

Die Reichsjugendwettkämpfe der Vorkriegszeit finden ihre Fortsetzung in den Bundesjugendwettkämpfen, die in diesem Jahr zum ersten Mal, am 8.9.1951, zur Durchführung gelangten. Der Wettkampf bestand im 100 m Lauf, Weitsprung und Schlagballweitwurf.

Am Dienstag den 25.3.1952 wurden 25 Schüler (12-13) aus der Schule entlassen. Erfreulicherweise hatten alle, bis auf ein Mädchen bereits eine Lehrstelle oder ihren künftigen Arbeitsplatz gefunden. 1 Junge und ein Mädchen bestanden die Aufnahmeprüfung am Gymnasium in Viersen. Dem gegenüber steht ein Zugang von 10 Mädchen und 7 Jungen.

Ab dem 5.5.1952 wird der Lehrer Herr Agthe an die Schule nach Rheinkamp versetzt. Als neue Lehrkraft in die 4. Planstelle kommt der Lehramtsanwärter Karl-Friedel Nottebohm aus Oberhausen. Er ist am 26.12.1927 geboren und kommt direkt von der Akademie Lüdenscheid und übernimmt hier ab dem 28.5.1952 seine erste Dienststelle mit 52 Schülern der Klassen 5. und 6.

Am 12.6.1952 wurde der erste Lehrer der ev. Volksschule zum Hauptlehrer und Schulleiter ernannt.

Am 10.6.1952 unternahm die Oberstufe eine Ganztageswanderfahrt in den Duisburger Hafen, weiter nach Essen in die Gruga und anschließend nach Hattingen. Die Mittelstufe besuchte am 22.6.1952 das Neandertal, den Wuppertaler Zoo und die Müngstener Brücke. Die Unterstufe unternahm eine Halbtagswanderung in den Forstwald. Die Bundesjugendwettkämpfe fanden am 26.7.1952 statt.

Am 31.7.1952 wurde die kath. Schule (Johannesschule) eingeweiht. Jetzt übernahm die ev. Volksschule die gesamte Schule Neersener Str. mit allen 4 Räumen für Ihren Schulbetrieb. Nun hat jede Klasse ihren eigenen Unterrichtsraum und ein Zimmer steht als Lehrer- und Lehrmittelzimmer zur Verfügung. Weitere Klassenräume waren aber als Wohnraum genutzt. Jetzt können endlich alle Kinder Vollunterricht in den Vormittagsstunden erhalten. Jetzt konnten auch die ersten Renovierungen vorgenommen werden. Die alten eisernen Öfen wurden durch neue Großraumöfen ersetzt welche jetzt nicht mehr in der Mitte der Räume stehen. Zwei Klassenräume im Nebengebäude erhielten einen Anstrich. Die Waschgelegenheit wurde instandgesetzt und mit 5 Wasserzapfstellen versehen. Die Klosettanlagen wurden ausgebessert und angestrichen.

Am 4.9 sollten die Sommerferien beendet sein, aber durch das Anwachsen der spinalen Kinderlähmung in NRW wurden diese bis zum 16.9 verlängert. Auch ein Mädchen des 3. Schuljahres wurde von dieser schlimmen Krankheit betroffen.

Am Mittwoch den 25.3.1953 wurden 9 Mädchen und 16 Jungen aus der Schule entlassen. Bis auf ein Mädchen und einem Jungen hatten alle eine Lehrstelle. Zur höheren Schule gingen 3 Mädchen.

Als Schulneulinge wurden 7 Mädchen und 6 Jungen aufgenommen. Die Gesamtzahl der Schüler fällt auf 166 Kinder, hiervon sind 114 Flüchtlingskinder.

Am 14.6.1953 wurde Herr Nottebohm an die Schule in Oberhausen versetzt. An seine Stelle trat zum 22.6.1953 der Schulanwärter Rudolf Wortmann. Herr Wortmann ist am 31.1.1925 in Hamm geboren. 1931 siedelte seine Familie nach Dessau in Sachsen um. Er wurde 1943 zum Kriegsdienst eingezogen, und ging nach der Entlassung aus der Gefangenschaft zu seinen Eltern nach Dessau zurück. Er wechselte aber schnell alleine von der Ostzone in die Westzone und studierte an der Akademie in Lüdenscheid. Auch er übernahm die Klassen 5. und 6.

Am 17.7.53 unternahm die Oberstufe (7.u.8.) eine Klassenfahrt nach Aachen, Monschau und über die Himmelsleiter an die Rurtal Sperre nach Rurberg und Schwammenauel. Am 18.7.1953 machte die Mittelstufe die gleiche Fahrt wie die Oberstufe im letzten Jahr. Die jüngeren Klassen wanderten durch den Bruch zu den Süchtelner Höhen und die jüngsten wurden mit dem Bus dorthin gefahren.

Die Bundesjugendwettkämpfe fanden am 29.7.1953 auf dem Sportplatz statt.

Mit einem Systemwechsel an der ev. Volksschule in Willich war auch ein Lehrerwechsel an unserer Schule verbunden. Zum 1.12.53 wurde Herr Wortmann gegen den Lehrer Siegfried Schinsky aus Willich getauscht. Herr Schinsky ist auch Flüchtlingslehrer und am 25.7.1924 in Ostpreußen geboren. Er trat am 1.12.1953 seinen Dienst in Anrath an und übernahm die Klasse von Herrn Wortmann mit 46 Schülern. An zwei Tagen wöchentlich musste er noch vertretungsweise Unterricht an der ev. Volksschule in Vorst erteilen.

Der Einschulungsjahrgang 1945-46 wurde am 25.3.1954 verabschiedet. 15 Mädchen und 16 Jungen. Alle fanden einen Arbeitsplatz. 5 Mädchen und 3 Jungen gingen zur Höheren Schule. Diesen 39 Abgängen standen 8 Mädchen und 11 Jungen als Neuschüler gegenüber.

Das neue Schuljahr beginnt mit 155 Kindern, davon sind 102 Flüchtlingskinder. Auch in diesem Jahr gab es Schulausflüge. Die Oberstufe in den Duisburger Hafen und zur Schleuse Duisburg Ruhrort. Weiter nach Oberhausen zur „Gute Hoffnung-Hütte“. Weiter zur Gruga und anschließen zum Flughafen Lohausen. Das 5+6 Schuljahr unternahm eine Fahrt ins Gebiet der Voreifel und die Mittel- und Unterstufe erwanderte die engere Heimat im Fußmarsch. Auch in diesem Jahr veranstalteten die Anrather Schulen die Bundesjugendwettkämpfe.

Die Entlassung der Schulabgänger erfolgte am 24.3.1955. Zur Entlassung gelangten 17 Mädchen und 16 Jungen. Bis auf ein erkranktes Mädchen, haben alle eine Arbeitsstätte gefunden. Mit den Abgängen zur Höheren Schule verließen 38 Kinder die Schule, und 18 traten neu ein, 6 Mädchen und 12 Jungen. Zum Schulanfang bestand die Schule aus 134 Kinder, davon 92 Flüchtlingskinder.

Der am 1.12.1953 von der Regierung in Düsseldorf verfügte Austausch von Lehrer Wortmann nach Willich und von Lehrer Schinsky nach Anrath wurde am 1.4.1955 wieder rückgängig gemacht. Lehrer Wortmann übernahm seine alte Klasse. In den Wochen vor den Sommerferien unternahmen alle Klassen eine Ganztageswanderfahrt und Wanderung. Die Bundesjugendwettkämpfe fanden am 23.7.1955 statt. Die höchste Punktzahl der ev. Schule erzielte die Schülerin Hannelore Faber mit 55 Punkten.

Am Mittwoch den 21.3.1956 entließ die Schule 13 Mädchen und 10 Jungen. Die Entlassungsjahrgänge werden schwächer, dafür sind Ausbildungsstellen reichlich vorhanden. Alle Abgänger fanden eine Lehrstelle. Insgesamt verließen 27 Kinder die Schule, es folgen nur 20 (10+10) nach. Momentan besteht die Schule aus 130 Kinder, davon 78 Flüchtlingskinder. Die Bundesjugendwettkämpfe mussten in diesem Jahr wegen schwerer Gewitter abgebrochen werden. Nur die die Schule verlassenden Schüler beendeten nach dem Unwetter ihre Wettkämpfe. Für die anderen Schüler wurden kurzfristig die Wettkämpfe 8 Tage später ausgetragen. Wie üblich wurden vor den Sommerferien die Schulfahrten und Wanderungen durchgeführt.

In diesem Jahr wurden am 23.3.1957 13 Mädchen und 8 Jungen entlassen und alle hatten einen Ausbildungsplatz gefunden. 1 Mädchen wechselte an die höhere Schule. Es gingen also 22 Schüler von der Schule ab, aber in diesem Jahr gab es erstmals mehr Zugänge, nämlich 26 (17+9).

Vor den Sommerferien fanden wieder unsere Ausflüge statt. Der Lehrer Rudolf Wortmann erkrankte schwer und musste am 7.7.1957 seinen Dienst aussetzen.

Der diesjährige Entlassungsjahrgang, am 22.3.58, wurde in der geschmückten Klasse der Schüler ausgerichtet. Es beendeten 16 Mädchen und 3 Jungen ihre Schulzeit. 2 Mädchen gingen zur Höheren Schule. Den 21 Abgängen standen 22 (10+12) Anmeldungen gegenüber.

Vor den Sommerferien konnten auch unsere Klassenfahrten und Wanderungen durchgeführt werden. Die Jugendwettkämpfe fanden am 26.7.1958 ohne Probleme statt.

Nach 9monatiger Krankheit konnte der Lehrer Wortmann zu Ostern 1958 seinen Dienst mit 30 Wochenstunden wieder aufnehmen.

Schon vor dem 2. Weltkrieg bestand der Plan, die alte Mädchenschule in der Neersener Straße durch einen Neubau zu ersetzen. Ein Bauplatz auf der Hindenburgstr. war auch schon vorhanden. Die Kriegsjahre verhinderten die Ausführung. Da vorher schon die meisten Reparaturen, wegen der Neuplanung, nicht ausgeführt wurden und nach dem Kriege dafür kein Geld und Material vorhanden war, war die Schule in einem bedauernswerten Zustand. Alle dringend erforderlichen Reparaturen blieben nur „ein alter Flicken auf ein verschlissenes Kleid“. Fenster, Türen, Treppenhaus, Beheizung, Klosettanlagen, Waschgelegenheiten usw. entsprach alles nicht mehr den Anforderungen der Zeit.

Für die kath. Volksschule wurde 1952 eine moderne 8-klassige Schule errichtet. 1956 wurde von der ev. Schulleitung einen Antrag auf Neubau einer ev. Volksschule gestellt. Nach einer Besichtigung durch staatliche Schulstellen und des Gesundheitsamtes wurde der Plan eines Um- oder Ausbaues, wegen der sehr schlechten Bausubstanz, verworfen und den Neubau einer Schule empfohlen. In der Gemeinderatssitzung am 5.7.1957 wurde dem Antrag auf Neubau einer 4 klassigen ev. Volksschule. Einstimmig zugestimmt. Am 2.7.1958 wurde die schulaussichtsbehördliche Genehmigung erteilt. Die Bauausführung wurde der Firma Heier in Anrath übertragen. Am 27.10.1958 erfolgte die Grundsteinlegung. Die verlötete Metallhülse enthielt, die Urkunde, je einer der im Umlauf befindlichen Hartmünzen, sowie drei verschiedene Tageszeitungen.

Wie in jedem Jahr, wurden auch in diesem Jahr 1959 die Schulausflüge der einzelnen Klassen vor den Sommerferien unternommen. Die Bundesjugendwettkämpfe wurden am 25.8.1959 ausgetragen. Der Schüler Norbert Thelen des 8. Schuljahres erreichte mit 57 Punkten die höchste Punktzahl.

Im September wurde der Neubau der ev. Schule vollendet und am Mittwoch den 23.9.1959 wurde die Schule ihrer Bestimmung übergeben. Sie enthält 4 Klassen, einen Werkraum, zwei Lehrmittelzimmer und ein Schulleiterzimmer in zwei Geschossen. Ein eingeschossiger Trakt mit Lehrerzimmer, 2 Toilettenanlagen, einem Abstellraum und einer Garderobe, sowie einer überdachten Pausenhalle stellt die Verbindung zu einem großen Mehrzweckraum dar. Sämtliche Räume sind nit neuen Möbeln ausgestattet. Die Schüler sitzen an Zweiertischen mit modernen Kufenstühlen.

Am 22.3.1960 wurden die ersten Schüler aus der neuen Schule entlassen. Es war ein schwacher Jahrgang mit 4. Mädchen und 3. Jungen, alle haben eine Lehrstelle. 2. Mädchen und 2. Jungen gingen zur höheren Schule ab. Diesen 11 Abgängen standen 26 Anmeldungen gegenüber (11-15). Die Schule hat jetzt 145 Schüler, die Hälfte sind Flüchtlingskinder. Bei den diesjährigen Bundesjugendwettkämpfen am 16.7.1960 errang der Schüler Ernst Faber vom 7. Schuljahr 69 Punkte.

Am 1.9.1960 wurde der Lehrer Rudolf Wortmann nach Oedt versetzt. Als Ersatz tritt die junge Lehrerin Frl. Eveline Ackermann ihre erste Stelle in Anrath an. Sie ist am 18.1.1939 in Magdeburg geboren und im März 1949 siedelte die Familie in die BRD nach Mülheim über. Als Klasse übernahm sie das 3. Und 4. Schuljahr. Sie wohnt aber weiter in Mühlheim.

Die Entlassungsschüler beendeten ihre Schulpflicht am 23.3.1961. Es waren 5 Mädchen und 5 Jungen und alle hatten eine Lehrstelle gefunden. 1. Mädchen und 3. Jungen schafften die Prüfungen zur höheren Schule. Im neuen Schuljahr meldeten sich 16 Mädchen und 13 Jungen in der ev. Schule neu an.

Die am 1.9.1960 angetretene Lehrerin Ackermann hatte im Januar 1961 geheiratet und verblieb vorerst als Frau Schoppmann im Dienst. Sie stellte zu Ostern einen Antrag auf Versetzung nach Mülheim. Diesem wurde stattgegeben. Als Ersatz wurde der ev. Schule die Lehramtsanwärterin Frl. Rosemarie Grundmann zugeteilt. Frau Grundmann ist 31.7.1937 in Oppeln O/S geboren, die Familie wurde 1946 aus Schlesien ausgewiesen und fand in Neersen eine neue Heimat. Sie übernimmt die 3. Und 4. Klasse mit 47 Kinder.

Die jährlichen Bundesjugendspiele fanden am 16.9.1961 statt. Bester Schüler der Schule wurde, wie auch im Vorjahr Ernst Faber.

Am 25 März wurde in einer Feierstunde 10 Mädchen und 10 Jungen in Leerstellen entlassen. In dieser Feierstunde wurde auch die Lehrerin Frl. Emma Eichler in den Ruhestand verabschiedet. Zur höheren Schule gingen in diesem Jahr 2 Mädchen. Zugänge für das nächste Schuljahr waren 19 Mädchen und 16 Jungen. Die Schule bestand jetzt in 1962 aus insgesamt 172 Schulkindern.

Als Ersatz für Frl. Eichler wurde der Schule Frl. Gerda Winzen überwiesen. Frau Winzen wurde am 28.11.1937 in Köln-Nippes geboren. Die Familie lebte in Ostpreußen, und flüchtete 1946 nach Herne. Sie legte am 8.3.1962 ihr erstes Lehrexamen an der Akademie in Kettwig ab und tritt an der ev. Schule in Anrath ihre erste Stelle an. Sie übernimmt die Klasse 2 und 3 mit 44 Kinder.

Die diesjährigen Bundesjugendspiele fanden am 15.9.1962 statt. Die meisten Punkte holte Angelika Flügge von unserer Schule. Dieser Jahrgang feierte seine Entlassung am 20.3.1963 mit 6 Mädchen und 5 Jungen, drei Mädchen gehen zur höheren Schule. An Zugängen erhält die Schule 18 Mädchen und 19 Jungen, sie besteht jetzt aus 190 Kindern.  

Als Folge der anwachsenden Schülerschaft wurde uns eine 5. Lehrkraft zugewiesen. Frl. Hedwig Gisela Müller, sie wurde am 24.3.1939 in Düsseldorf geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie ihre pädagogische Ausbildung an der Hochschule in Bonn. An Ostern 1963 bestand sie dort ihre erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen und übernahm ihre erste Stelle in Anrath mit der Klasse 3 und 4 mit 42 Schülern.

Die Bundesjugendspiele fanden am 14.9.1963 statt. Aus der ev. Volksschule nahm Hans-Dieter Heines mit 61 Punkten als bester teil.

Die Entlassfeier fand am 18.3. 1964 statt. Entlassen wurden jeweils 6 Kinder und 4 Mädchen und 7 Jungen verlassen uns in Richtung der höheren Schulen. Diesen 23 Abgängen stehen 30 Zugänge gegen. Die Schule hat jetzt 207 Schulkinder.

Die Lehrerin Frau Gerda Brecht, ehemals Frl. Winzen, wurde auf ihren Wunsch nach Wuppertal versetzt. Ersetzt wurde sie durch die Absolventin Frl. Jutta Rente. Frl. Rente ist am 4.11.1940 in Rheydt geboren. Sie besuchte sie die pädagogischen Hochschulen in Bonn und Münster. Nach ihrer abgelegten 1. Lehrerprüfung im März trat sie ihre erste Stelle an der ev. Volksschule Anrath am 9.4.1964 an, sie übernahm das 2. Schuljahr.

Mit dem Anwachsen der Schülerzahlen beantragte die ev. Volksschule eine 6. Lehrkraft um eine neue Klasse einzurichten. Dies wurde genehmigt und Frau Else Scharf wechselte im April 1964 nach Anrath. Sie ist am 7.12.1936 geboren.

Die Bundesjugendspiele fanden am 18.7.1964 statt. Die höchste Punktzahl errang in diesem Jahr Brigitte Weichert von der kath. Volksschule.

Zum Wechsel des Schuljahres verlassen uns 9 Mädchen und 12 Jungen, 7 Mädchen und 6 Jungen besuchen die höhere Schule. An Zugänge hatte die Schule 18 Mädchen und 10 Jungen.

Zu Ostern verlassen uns Leider 2 Lehrkräfte, die Lehrerin Frl. Grundmann heiratete und ließ sich an den Wirkungsort ihres Mannes nach Hilden versetzen. Die Lehrerin Scharf wurde nach Willich versetzt. Als neue Lehrkraft erhielt die Schule den Lehrer Siegmund Mund. Er wurde von St. Tönis nach hier versetzt. Er ist am 25.6.1925 geboren. Er ist Lehrer aus der sowjetisch besetzten Zone. Er musste in der BRD noch einmal sein Examen ablegen.

Mit dem 15. Mai 1965 wurde in Anrath eine Sonderschule neu eingerichtet. Das ist eine Schule für lernbehinderte Kinder. Die schwachen Schüler der Volksschulen, die in den Normalklassen nicht gefördert werden können, werden in diese Sonderschulen überwiesen und erhalten hier in einem Sonderunterricht die ihnen notwendige Hilfe. Die Sonderschule ist zweiklassig. Die Leiterin der Sonderschule ist Frau Brüll aus Willich. Als 2. Lehrkraft wirkt Frau Funken aus Anrath.  Räumlich ist die Sonderschule im neuen Erweiterungsbau der ev. Volksschule untergebracht. Diese Schule besuchen 31 Kinder, 6 Kinder wurden aus der ev. Volksschule überwiesen.

Die 1958/59 neu erbaute 4. klassige ev. Volksschule genügte räumlich nicht mehr. 1964 war die Schule bereits 6 klassig geworden. Der Mehrzweckraum und der Werkraum mussten als Klassenzimmer eingerichtet werden. Andere Schulraumprobleme standen in der Gemeinde auch noch an und so beschloss der Rat der Gemeinde Anrath die ev. Volksschule zur vollausgebauten 8 klassigen Schule auszubauen. Die Planung wurde wieder dem Architekten Dr. Metzner aus Düsseldorf übertragen, der auch den erst Bau entworfen hatte. Der Neubau besteht aus 4 Klassenräumen, 1 Werkraum, 1 Lehrküche, 1 Lehrerzimmer, 1 Arztzimmer, 1 Lehrmittelzimmer, 1 Elternsprechzimmer, 1 Bücherei. Die Lehrküche ist als Küche installiert aber nicht eingerichtet. Sie dient gegenwärtig als Klassenraum. Die Mädchen der ev. Schule besuchen weiterhin den Kochuntericht an der kath. Johannesschule. Das ganze Obergeschoß ist zurzeit Gastschulen überlassen. Es ist darin untergebracht: Die Sonderschule mit 2 Klassenräumen und als Lehrmittelzimmer die vorgesehene Bücherei sowie das Arzt Zimmer als Lehrerzimmer. Sowie die Förderklasse mit den Aussiedlerkinder aus den Ostgebieten mit ihrem Lehrer Josef Joachim Rum. Diese Klasse war vorher in der Johannesschule untergebracht.

Die Schulentlass – Feier 1966 für 9 Mädchen und 11 Jungen fand am 19.3 statt. Wie jedes vorherige Jahr hatten alle eine Lehrstelle gefunden. Auch gingen 3 Mädchen und 7 Jungen zu höheren Schulen. Neuanmeldungen waren in diesem Jahr 38 je zur Hälfte Mädchen und Jungen. Sodass die ev. Schule jetzt aus 215 Kindern besteht.

Zur vollen Anerkennung als Lehrer in der Bundesrepublik muß der Lehrer Mund noch 3-4 Semester an einer pädagogischen Hochschule studieren. Er ging daher zu Ostern an die Hochschule in Dortmund.

Für Herrn Mund wurde die Lehrerin Frau Sigrid Kaatz an unsere Schule überwiesen. Frau Kaatz wurde am 8.3.1931 in Berlin geboren. Sie begann 1951 ihre Tätigkeit als Lehrerin in Berlin. Da sie aber von Berlin in die BRD übersiedelte mußte sie gleichfalls zur Anerkennung ihres Lehrexamens noch einmal an die P.H. Nach bestandener Prüfung trat sie ihren Dienst in Anrath an und übernahm das 4. Schuljahr mit 37 Kindern.

Da zu Ostern 1966 die Gesamtschülerzahl der ev. Schule auf 216 Schüler gestiegen ist, war die Schaffung einer neuen Klasse mit einer neuen Lehrkraft nötig. Die Schule erhielt die Aushilfslehrerin Frau Lia Funk aus Neersen. Frau Funk ist über 50 Jahre alt. Sie erwarb in einem einjährigen Kursus die Befähigung als Aushilfslehrerin an Volksschulen tätig zu sein. Sie übernahm das 2. Schuljahr mit 32 Kinder.

Die Bundesjugendspiele fanden am 9.7.1966 auf der Donkkampfbahn statt.

Durch Beschluss der Kultusminister aller Bundesländer wird ab 1967 der Beginn des Schuljahres auf den Herbst verlegt. Zur Überbrückung werden 2 Kurzschuljahre eingeführt. 1. Kurzschuljahr vom 1.4.1966 bis zum 30.11.1966 und das zweite Kurzschuljahr vom 1.12.1966 bis zum31.07.1967. Am Ende des ersten Kurzschuljahres werden keine Kinder entlassen. Ausnahmen gelten nur für die die ein freiwilliges 9. Schuljahr besucht hatten. Das war an der ev. Volksschule ein Mädchen. Zur höheren Schule gingen 13 Kinder. Am 1.12.1966 bestand die ev. Volksschule aus 235 Kinder (125 und 108).

Die Bundesjugendspiele fanden am22.Juli 1967 statt. Das beste Mädchen war Roswitha Gnatzy mit 64 Punkten und bei den Jungen Norbert Klich mit 61 Punkten.

Mit Ablauf des Schuljahres tritt der Lehrer Ernst Stryjewski mit 66 Jahren in den Ruhestand. Wegen des Kurzschuljahres und des Lehrermangels hatte er noch ein Jahr länger gearbeitet. Herr Stryjewski hat sich aus der Not des Lehrermangels, bereit erklärt, auch im kommenden Schuljahr noch weiterhin vollen Dienst, über seiner offiziellen Verabschiedung hinaus, zu leisten.

Das neue Schuljahr brachte einen Lehrerwechsel mit sich. Herr Stryjewski wurde mit 12 Stunden an der Sonderschule und mit 12 Stunden in der Förderklasse eingesetzt. Für Herrn Stryjewski erhielt die ev. Schule als Ersatz Herrn Günther Niemann geb. 9.Februar 1938 in Thüringen, 1949 flüchtete die Familie nach Hessen. Im März 1963 bestand er seine erste Lehrprüfung. Nach kurzer Lehrtätigkeit im Westerwald und in Hüls legte er 1966 seine zweite Prüfung ab und wurde im September 1967 an die ev. Volksschule in Anrath versetzt.

Im Zuge der Planung der kommunalen Neugliederung erfolgt auch eine Reform des Schulwesens. Es erfolgt eine Trennung in Grund-, 1. bis 4. Schuljahr, und Hauptschulen 4. Bis 9. Schuljahr. Gleichzeitig entscheidet aber auch der Elternwille über die Konfession der Schule, oder Gemeinschaftsschule ohne konfessionelle Bindung.

Für die Gemeinde Anrath wurde folgende Lösung getroffen und genehmigt:

Die Grundschulen bleiben als Konfessionsschulen bestehen. Die kath. Grundschule 9 klassig, die ev. Grundschule 2 klassig. Die Hauptschule wird Gemeinschaftsschule und ist 2 zügig mit 10 Klassen. Leider gibt es in Anrath kein Schulgebäude mit 10 Klassenräumen und den dazu gehörigen Nebenräumen und die Hauptschule muß auf 2 Schulgebäude aufgeteilt werden.

Auch die Lehrer müssen jetzt neu verteilt werden. Der Leiter der ev. Volksschule Herr Kipke geht wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand.

Am 1.8.1968 trat der Erlass des Kultusministers über die Neugliederung der Volksschulen in Kraft.

In der neuen 4 klassigen ev. Grundschule verblieben 130 Kinder. Vom ehemaligen Lehrkörper wurden Frau Zerressen und Frau Funk übernommen. Folgende Versetzungen wurden zum 1.8.69 ausgesprochen. Herr Mund geht an die Sonderschule Anrath, Herr Niemann zur Hauptschule in Neersen, Frau Kaatz beendet ihre Tätigkeit in Anrath, Frau Rente geht zur Hauptschule in Anrath. Die Leitung der ev. Grundschule übernahm die Hauptlehrerin Roswitha Reumann. Da für die vier Klassen nur drei Lehrkräfte zur Verfügung stehen, wurden von folgenden Lehrkräften nebenamtlicher Unterricht erteilt. Herr Stryjewski, seit 1967 in Ruhestand unterrichtet mit 4 Wochenstunden, Herr Mund mit 2 Wochenstunden. Durch eine mehrwöchige Krankheit von Frau Zerressen wurde Vertreterunterricht notwendig, der zum Teil von Frau Ebel, stud.päd. an der PH in Neuß, zum Teil von Frau Eichler, seit 1962 in Ruhestand, auch Herrn Kipke und Frau Rente halfen mit einigen Stunden aus.

Hier enden die Aufzeichnungen von Herrn Kipke.